Friedensnobelpreis verweigert

Im Nobelpreis-Museum in Stockholm hängt eine bemerkenswerte Urkunde – der Friedensnobelpreis für Lê Đức Thọ aus dem Jahr 1973. Diese Urkunde hilft uns, einen fundamentalen Unterschied zu verstehen: den zwischen einer bewussten Ablehnung einer verliehenen Auszeichnung und der schlichten Tatsache, einen Preis gar nicht erst zuerkannt zu bekommen.

Original Nobelrpreis-Urkunde im Nobelpreis-Museum für den vietnamesischen Politiker Lê Đức Thọ. Für seine Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten um die Beendigung des Vietnamkrieges wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, dessen Annahme er im Gegensatz zu Henry Kissinger, mit dem er den Preis gemeinsam zuerkannt bekam, ablehnte
Original Nobelpreis-Urkunde im Nobelpreis-Museum für den vietnamesischen Politiker Lê Đức Thọ. Für seine Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten um die Beendigung des Vietnamkrieges wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, dessen Annahme er im Gegensatz zu Henry Kissinger, mit dem er den Preis gemeinsam zuerkannt bekam, ablehnte / © Foto: Georg Berg

1973: Die Ablehnung eines zuerkannten Preises

Lê Đức Thọ, der vietnamesische Politiker und Unterhändler, erhielt gemeinsam mit Henry Kissinger den Friedensnobelpreis 1973 für die Verhandlungen zum Pariser Friedensabkommen, das den Vietnamkrieg beenden sollte. Das Nobelkomitee hatte entschieden: Diese beiden Männer verdienten die höchste Auszeichnung für Friedensbemühungen. Doch Lê Đức Thọ tat etwas Außergewöhnliches – er lehnte die Annahme ab. Seine Begründung war klar und prinzipiell: In Vietnam herrsche noch kein wirklicher Friede. Die Urkunde wurde dennoch ausgestellt, denn der Preis war verliehen worden. Die Urkunde im Museum dokumentiert also eine vollzogene Entscheidung des Nobelkomitees – eine Anerkennung, die der Geehrte aus Überzeugung zurückwies.

Die Situation von Präsident Donald Trump ist grundsätzlich anders. Der Friedensnobelpreis 2025 wurde an die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado verliehen. Trump gehörte zwar zu den nominierten Kandidaten – doch das bedeutet wenig.

Das norwegische Nobelkomitee stellt klar: Eine Nominierung ist keine Auszeichnung. Jährlich gehen Hunderte Vorschläge ein. Eine Nominierung zu erhalten bedeutet lediglich, dass jemand mit Nominierungsrecht – etwa ein Parlamentsabgeordneter oder ein früherer Preisträger – einen Vorschlag eingereicht hat. Das Nobelkomitee trifft dann seine unabhängige Entscheidung.

Die Urkunde im Stockholmer Museum erinnert daran, dass wahre Größe manchmal im Verzicht liegt – aber nur dann, wenn man überhaupt etwas zu verzichten hat. Sie ist ein Zeugnis für die Integrität eines Mannes, der eine der höchsten Ehrungen der Welt zurückwies, weil die Umstände in seinen Augen die Anerkennung noch nicht rechtfertigten.